Freitag, 3. Oktober 2014

Rezension: "Der Zorn des Lammes" von Johannes Groschupf

Titel: Der Zorn des Lammes
Autor: Johannes Groschupf
Seitenanzahl: 192
Genre: Jugendthriller
Verlag: Oetinger
Erscheinungsdatum: 2014
ISBN: 978-3841502827

Erster Satz:
"Keine Stadt riecht so eigenartig wie Berlin."

Inhaltsangabe:
Jazz und Milan. Zwei junge Menschen in Berlin. Zwei Geschichten. Zwei Perspektiven. Die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Jazz kennt Milan, den etwas seltsamen Tellerwäscher aus der Kantine des Tagesspiegel, nur ganz flüchtig. Doch für Milan ist Jazz alles. Er ist wie besessen von ihr und schleicht sich nach und nach in ihr Leben - bis es ihm eines Tages gelingt, Jazz in seine Wohnung zu locken.

Cover:
Ich finde die Covergestaltung interessant und hatte noch nie ein Buch, was auf diese Art gestaltet war. man erkennt klar das Lamm, welches durch den schwarzen Kopf und die roten Augen wirklich zornig aussieht und somit perfekt zum Titel und zur Geschichte passt. Genauso gut gefällt mir die rote Schrift des Titels. Sie springt sofort ins Auge und harmoniert gut mit dem restlichen Cover. Auch die Platzierung von Titel, Autorenname und Genre finde ich passend.

Meine Meinung: 
Bei "Der Zorn des Lammes" handelt es sich um einen nervenaufreibenden Jugendthriller, der es manches Mal geschafft hat, dass ich das Buch kurz zur Seite legen musste, um mich aus den Fängen der Geschichte zu befreien und tief durchzuatmen. Man wird ohne große Umschweife in das Geschehen reingeworfen und befindet sich mit Jazz - der Hauptprotagonistin - in Berlin. Jazz, die nach ihrem Abschluss von daheim, vor ihren Eltern flüchtet und ihre Vergangenheit hinter sich lassen will. Denn in ihrer Kindheit ist etwas vorgefallen, von dem sie denkt, dass ihre Eltern ihr die Schuld daran geben und das erträgt sie nicht mehr, genauso wenig wie die übervorsichtige Verhaltensweise ihrer Eltern. nun möchte sie in der Großstadt ein neues Leben beginnen und gleichzeitig ein Praktikum bei einer Zeitung. Ich mochte Jazz von Anfang an, da sie mir sehr sympathisch war und ich mit ihr mitfühlen konnte. Was ich interessant fand war, dass sie gerne einfach mit dem Bus durch die Stadt fährt, um den Kopf frei zu bekommen, das hätte ich sein können. Bei diesen Busfahrten lernen wir Milan kennen und es ist (unbewusst) das erste Aufeinandertreffen der Hauptcharaktere. Milan ist unscheinbar, niemand nimmt ihn wahr, so auch nicht Jazz. Allerdings erregt sie sofort seine Aufmerksamkeit und das Unheil nimmt seinen Lauf, denn Milan ist ebenfalls geflüchtet, allerdings aus der Sicherungsverwahrung. Er hört Stimmen, spürt oft starken Zorn und vor ein paar Jahren gab es einen Vorfall mit einer gewissen Veronika, durch den er dort gelandet ist. Wer genau Veronika ist und was mit ihr geschehen ist erfährt man bis zum Schluss nicht, was ich sehr schade fand. Leider erfährt man auch nicht, warum Milan sich ausgerechnet dieses Mädchen ausgesucht hat und warum er so krank ist. Kurz und knapp könnte man wohl sagen, dass Milan ein ziemlich kranker Mensch ist und das wird auch von Seite zu Seite deutlicher. Ihn mochte ich das ganze Buch über nicht, wie auch? Er ist ein Stalker und - tut mir leid für den Ausdruck - ein Psycho. Er hängt sich an Jazz' Fersen, folgt ihr, bildet sich ein, dass sie ihn liebt und ihre Ignoranz nur ein Spielchen ist, er beght sogar einen Mord um in ihrer Nähe zu sein. Ich war während des Lesens oft einfach nur geschockt von seiner Vorgehensweise und seinen Gedankengängen und habe mich gefragt, wie man sich nur soviel einbilden kann bzw. wie man sich solche Sachen einreden kann, die wirklich absolut nicht der Realitäöt entsprechen. Die kurzen, knappen Sätze trugen dazu bei, dass ich rasch vorwärts kam und das Buch eigentlich auch nicht unterbrechen wollte. Johannes Groschupf hat die Umgebung und Wahrnehmung der Protagonisten recht anschaulich beschrieben, sodass ich mir alles gut vorstellen und manches sogar fast riechen konnte. Leider hat er Jazz' Aussehen nicht wirklich beschrieben, wobei mich das doch interessiert hätte, von Milan hatte ich allerdings schon ein Bild vor Augen. Ich fand, dass der Autor einen guten Spannungsbogen aufgebaut hat, der sich auch noch hielt, als es zum verhängnisvollen Nachmittag kam, an dem Jazz mit zu Milan gegangen ist. An dieser Stelle fand ich sie etwas naiv, denn ich persönlich würde nicht mit zu einem Mann gehen, mit dem ich gerade mal ein paar Worte gewechselt habe. Aber sie hatte etwas Mitleid mit ihm und hat nicht gemerkt, welche Gefahr von ihm ausgeht. Bei der Beschreibung des weiteren Verlaufs musste ich öfters schlucken und habe eine Gänsehaut bekommen, ich finde, dass es definitiv nichts für zarte Gemüter ist. Aber auch hier hat der Autor Jazz' Verhalten für mich interessant gestaltet und ich konnte mich in gewissen Maße in sie und ihre Reaktion hineinversetzen. Aus ihrer nachfolgenden Lethargie wird sie dann durch einen Bibelvers gerissen, in welchem es um den Zorn des Lammes geht und dieser spielt dann bis zum Ende hin immer wieder eine Rolle, dazu kommt auch noch, dass Milan sie "sein Lämmchen" nennt. Demnach würde ich sagen, dass er Titel sehr gut zum Buch passt. Was mir nicht so gut gefallen hat, war der anschließende, doch recht schnelle, Umschwung von Jazz' Verhaltensweise. Ich hatte schon mit ihrer Gegenwehr gerechnet, aber einfach nicht so schnell. Es kam mir zu apprupt vor. Auch die forsche Herangehensweise ihrer Kollegin fand ich unpassend. So kam es dann auch, dass das Buch ein ziemlich schnelles Ende fand und ich mir einfach noch etwas mehr gewünscht hätte. Ich fand es zwar sehr gut, wie der Autor die Geschichte für Milan hat ausgehen lassen, aber bei Jazz habe ich noch auf ein Gespräch mit ihren Eltern gehofft oder vielleicht sogar auf ein Kapitel, welches ein paar Jahre später noch einen Blick auf sie wirft.

Fazit:
Alles in allem ist "Der Zorn des Lammes" ein richtig guter Jugendthriller, der unter die Haut geht. Leider kam das Ende aber zu apprupt und mir haben einige Aufklärungen bzgl. Milan gefehlt, weswegen ich eine Eule abziehe.

Bewertung (1-5 Eulen möglich):

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